Ziel der Pflegestatistik, die seit 1999 alle zwei Jahre jeweils am 15. Dezember bundesweit in Pflegediensten und -einrichtungen erhoben wird, ist es, Daten zum Angebot von und der Nachfrage nach pflegerischer Versorgung zugewinnen.

Im ersten Teil der Auswertung ging es um Grunddaten ambulanter Pflege. Im zweiten Teil wurden Aspekte der Entwicklung der Mitarbeiterschaft in der ambulanten Pflege vorgestellt. Im heutigen drittenTeil geht es um die ambulant versorgten Pflegebedürftigen.

Einige Grunddaten vorab:

Quellen jeweils: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2011, 2013, 2015,2017, Deutschlandergebnisse. www.dstatis.de            

Im Vergleich zu 2015 ist 2017 die Zahl der Pflegebedürftigen in der ambulanten Pflege deutlich um 19,8 % (137.658 Personen) gestiegen. Zwei Erklärungen gibt es dafür: Erstens die allgemeine gesellschaftliche demographische Entwicklung und zweitens die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs.

Die Anzahl der Pflegebedürftigen (829.958 Personen insgesamt), die zu Hause durch ambulante Pflegedienste betreut und gepflegt werden, weisen bei der Verteilung der Pflegegrade einen hohen Anteil von Pflegegrad 2 mit 48% und Pflegegrad 3 mit 29% auf. Diese beiden Gruppen machen somit mehr als 75% der versorgten Patienten aus.

(c) Wawrik Pflege Consulting

Die 80 –85jährigen Pflegebedürftigen sind mengenmäßig die größte Altersgruppe, die von Angehörigen allein und/oder Pflegediensten versorgt werden.  Ein überdurchschnittlicher Zuwachs ist in den Altersgruppen bis 60 Jahren, 60 – 70 Jahren und 80 – 85 Jahre beim Vergleich der Auswertungsdaten 2015 zu 2017 festzustellen.

Was bedeutet dies für die nächsten Jahre für die ambulanten Pflege- und Betreuungsdienste:

  1. Mehr Pflegetätigkeit: Der hohe Anteil von Patienten mit Pflegegrad 2 und 3 in der ambulanten Pflege bedeutet für die Zukunft demographisch gesehen eine Verschiebung in die Pflegegrade 3 und 4 mit einer höheren Pflegebedürftigkeit und mehr Pflegetätigkeiten für die Pflegedienste.
  • Mehr Beratungsaufwand: Pflegedienste müssen bei den Patienten regelmäßig die derzeitigen Pflegegrade überprüfen und ggfls. Patienten und Angehörige informieren und beraten, einen Antrag auf Verschlechterung bei erhöhtem Pflegebedarf zu stellen.
  • Mehr Privatzahlerleistungsangebote: Die nachwachsenden Zielgruppen der 60-70-jährigen und der unter 60-jährigen Pflegebedürftigen haben aufgrund ihrer Lebensbiografien und -erwartungen weitergehendeVorstellungen und Ansprüche gegenüber den Pflegediensten.
  • Organisationsklärungen: Die Überprüfung und ggfls. Reduzierung des regionalen Einzugsbereichs des Pflegedienstes und die andauernde Überprüfung der Tourenplanung zur Reduzierung von Fahrzeiten und Gewinnung von weiteren Pflegezeiten für weitere Patienten ist ein weiter wichtiger strategischer Faktor für die Zukunft.