Pflegestatistik 2017: Aussagen, Entwicklungen und Trends in der Mitarbeiterschaft der ambulanten Pflege.

Ziel der Pflegestatistik, die seit 1999 alle zwei Jahre jeweils am 15. Dezember bundesweit in Pflegediensten und -einrichtungen erhoben wird, ist es, Daten zumAngebot von und der Nachfrage nach pflegerischer Versorgung zugewinnen.

Daten müssen gedeutet und in Zusammenhänge gebracht werden.
Im ersten Teil der Auswertung ging es um Grunddaten ambulanter Pflege. In diesem zweiten Teil werden Aspekte der Entwicklung der Mitarbeiterschaft in der ambulanten Pflege vorgestellt. Im später veröffentlichten dritten Teil geht es um die ambulant versorgten Pflegebedürftigen.

Einige Grunddaten vorab:

Quellen jeweils: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2011, 2013, 2015,2017, Deutschlandergebnisse. www.dstatis.de  und eigene Zusammenstellungen                        

Im Vergleich zu 2015 ist 2017 die Zahl der Mitarbeitenden in der ambulanten Pflege deutlich um 16,3 % (54.709) gestiegen. Dieser Anstieg folgt der Zunahme von Patienten, die zuhause gepflegt werden (2017: 829.958 Pflegebedürftige, 2015: 692.273 Pflegebedürftige. Zuwachs von 19.8 %).

Interessant ist auch: Die Anzahl der Mitarbeiter in der ambulanten Pflege beträgt im Jahr 2017 im Verhältnis zur Mitarbeiterschaft in der stationären Pflege 33,79%, Tendenz steigend.

Die Pflege ist weiblich mit einem hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung (69%). Dies wird auch durch die letzte Pflegestatistik bestätigt. Interessant ist jedoch der Schritt um Schritt anwachsende Anteil von Männern in der ambulanten Pflege und besonders dazu überproportional bei den Auszubildenden. Wenn diese Entwicklung anhält, könnte in ca. 30 Jahren der Anteil von Frauen und Männern in der Pflege in etwa gleich groß werden …

Wie ist die derzeitige Altersverteilung und wie entwickelt sich die Mitarbeiterschaft in den nächsten Jahren? Dazu hilft die Übersicht über die Verteilung nach Altersstufen und der Zuordnung in die vier Generationen, die derzeit in allen Betrieben und Unternehmen in Deutschland, nicht nur in der Pflege tätig sind:

Die größte Altersgruppe in der ambulanten Pflege stellen derzeit die 50-60 jährigen Mitarbeiter mit 115.852 Pflegekräften (entspricht 29,7 %) dar. Was bedeutet dies für die nächsten 10-15 Jahre?

In den nächsten 5 Jahren bis zum Jahr 2024 werden ca. 10 % der Mitarbeitenden der ambulanten Pflege altersbedingt ausscheiden (60 und älter, ca. 39.000 Pflegekräfte). In den nächsten 10 Jahren bis zum Jahr 2034 danach noch einmal ca. 30 % (ca. 115.000 Pflegekräfte).
An Auszubildenden kommen ca. 20.000 neue Pflegekräfte jährlich aus den Fachseminaren für Altenpflege neu auf den Arbeitsmarkt (Zahlen der Pflegestatistik ohne Auszubildende der Krankenpflege). Eine große Lücke von Fachkräften entsteht in überschaubar kurzer Zeit bei einem gleichzeitig weiteren Anstieg der älter werdenden Bevölkerung.

Und für die jüngeren Mitarbeiter in der Pflege haben sich die Prioritäten gegenüber den Mitarbeitern aus der Baby-Boomer-Generation verschoben: Die Pflichterfüllung zur Versorgung derPatienten, die Bereitschaft zur Überstundenerbringung, die Akzeptanz von Dienstplanänderungen (bei Baby-Boomer) hat im Laufe der Folgegenerationen deutlich abgenommen. „Dienst ist Dienst und Frei ist Frei“, eine geringe Loyalität zum Arbeitgeber, eine hohe Wechselbereitschaft der Tätigkeit und Stelle und die Erwartung einer verlässlichen Dienstplanung sind u.a. starke Kriterien und Erwartungen der Nachfolgegenerationen Y und Z.

© Wawrik Pflege Consulting

Weitere Prognosen in der ambulanten Pflege:

  1. Die heutigen partiellen und zeitlich befristeten Aufnahmestopps bei ambulanten Pflegediensten werden sich von Jahr zu Jahr weiter verschärfen, wenn nicht in hohem Maße weitere Auszubildende und jüngere Quereinsteiger für den Pflegeberuf gewonnen werden können.
  2. Die in vielen Regionen in Deutschland in derVergangenheit wahrgenommene oder festgestellte Versorgungssicherheit für ambulant zu versorgenden Patienten gibt es heute vielfach schon nicht mehr und bleibt nicht mehr gültig.
  3. Viele kleine Pflegedienste unter 40 Patienten werden in den nächsten Jahren aufgeben, da die Inhaber oder Pflegedienstleitungen dem Druck von Versorgungsanfragen von Patienten und begrenzten Mitarbeiterkapazitäten nicht mehr standhalten können.
  4. Größere Pflegenetzwerke von ambulanten Pflegediensten verbessern weiterhin ihre Synergiepotentiale und bieten Patienten Zeiten zur Versorgung an. Die gewünschte Pflegezeit des Patienten ist überwiegend passè.