Grundaussagen, Trends, Perspektiven in der ambulanten Pflege.

Der nachstehende Artikel ist auch in ähnlicher Form in CareKonkret 05/2019 veröffentlicht worden:
Seit 1999 werden alle zwei Jahre jeweils am 15. Dezember bundesweit von Pflegeeinrichtungen und -Diensten eine Reihe von Daten und Informationen wie z.B. Mitarbeiterzahlen und -entwicklungen, versorgte Pflegebedürftige, Anzahl von Pflegebetten etc. erhoben. Ziel der Pflegestatistik ist es, Daten zum Angebot von und der Nachfrage nach pflegerischer Versorgung zu gewinnen.

Daten müssen gedeutet und in Zusammenhänge gebracht werden.
Für die ambulante Pflege werden daher in drei Teilveröffentlichungen Statistikdaten ausgewertet und Aussagen und Prognosen für die Zukunft abgeleitet.

Im ersten Teil geht es um ambulante Grunddaten. Im zweiten Teil um die Entwicklung der Mitarbeiterschaft in der ambulanten Pflege. Im dritten Teil um die ambulant versorgten Pflegebedürftigen.

Einige Grunddaten vorab:

Im Vergleich zu 2015 ist 2017 ist die Zahl der Pflegebedürftigen deutlich um 19,4 % (554 000) gestiegen. Grund hierfür ist u.a. die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs.

Die Anzahl der Pflegedienste inDeutschland ist zwischen 2015 und 2017 um 5,5 % gestiegen (Vergleichsdaten 2013 u 2015 um 4,5 %, 2011 zu 2013 um 3,2 %).

Gründe für das starke Wachstum von Neu- und Filialgründungen bei ambulantenPflegediensten sind
– die starke Zunahme der Patienten, die zuhause durch ambulante Pflegedienste gepflegt werden (19,9 % Zunahme zwischen 2015 und 2017),
– die vielfach organisatorisch sinnvolle innerbetriebliche Teilung oder Ausgliederungen von ambulanten Diensten aufgrund der versorgten Patientenzahlen und
-die strategischen Planungen von stationären Trägern, eigene ambulante Pflegedienste ergänzend zu betreiben oder in Vorbereitung der Umwandlung von kleineren stationären Häusern in ambulant betreute Wohngemeinschaften. Diese benötigen eine ambulante Zulassung.

Eine weitere interessante Zahl ist die Entwicklung der versorgten SGB XI Patienten pro Pflegedienst:

Haben freigemeinnützige Pflegedienstezwischen 2015 und 2017 im Durchschnitt ca. 13,5 % mehr SGB XI Patienten ambulant versorgt, ähnlich wie auch im Durchschnitt aller Pflegedienste, so ist bei privaten Trägern dieser Zuwachs um 15 % festzustellen.
Anders gesagt: Wenn vor Jahren die Aussage richtig war, das freigemeinnützige Pflegedienste deutlich größer als private Pflegedienste waren und zum Teil doppelt so viele SGB XI Patienten versorgt haben, so haben gerade in den letzten zwei Jahren viele private Pflegedienste bei der Versorgung von Patienten deutlich aufgeholt und zum Teil schon freigemeinnützige Dienste erreicht oder überholt.
Gab es zum Beispiel 2015 insgesamt 483 private Pflegedienste, die mehr als 101 SGB XI Patienten versorgt haben, so waren es 2017 schon 782 Dienste (+62 %). Im Vergleich: freigemeinnützige Pflegedienste 2015: 941 Dienste mit mehr als 101 SGB XI Patienten, 2017: 1280 Dienste (+38%).

Weitere Prognosen:

  1. Die Tendenz zu ambulanten Neugründungen bei stationärenTrägern bleibt weiterhin hoch.
  2. Viele kleine Pflegedienste unter 40 Patienten werden in den nächsten Jahren aufgeben oder übernommen.
  3. Viele private Pflegedienste aus der„Gründerzeit“ (Mitte der 1990er Jahre) werden aus altersbedingten Gründen in den nächsten Jahren ihren Inhaber wechseln.
  4. Die Tendenz geht deutlich zu größeren Pflegediensten mit mehr als 80 oder 100 SGB XI Patienten. Hinzuzurechnen sind jeweils die SGB V Patienten in einem Umfang von ca. 30 – 45 %.