Was ist ein ambulanter Pflegedienst „wert“? Wie kommt man zu einer fairen Bewertung? Verlieren Pflegedienste aktuell an Wert?
Mit dem heutigen Artikel beginnen wir eine Serie zum Gesamtthema „Wert und Bewertung eines ambulanten Pflege- und Betreuungsdienstes“. Veröffentlicht wird dies auch im „häusliche Pflege Blog“.
Aktuell: Verlieren Pflegedienste derzeit an Wert?
Den Wert eines ambulanten Pflege- und Betreuungsdienstes z.B. für eine Familiennachfolge oder Unternehmensübergabe zu bestimmen, ist ein komplexer Vorgang, der nicht nur durch ein einfaches Ertragswert-verfahren bestimmt werden kann.
Stellen Sie sich eine Münze vor: Wenn die eine Seite dieser Münze die betriebswirtschaftlichen Daten und Entwicklungen (vielfach werden die letzten 2-3 Jahre herangezogen) ausmachen, sind auf der anderen Seite eine Reihe von „weichen Faktoren“ zu berücksichtigen und zu bewerten wie z.B. Kompetenz, Qualifikation und Alter der Leitung, die Patienten- und Mitarbeiterstruktur, die räumliche Lage und der Einzugsbereich des Dienstes und vieles mehr.
Aktuell sind ambulante Pflege- und Betreuungsdienste von z.B. massiver Personalabwerbung durch Krankenhäuser „bedroht“, die aufgrund verbesserter Krankenhausfinanzierung examinierte Pflegefachkräfte durch zusätzliche Boni „abwerben“.
Gesundheitsminister Spahn wird in der „Augsburger Allgemeine“ am 20.09.2018 befragt: „Sie haben 13.000 neue Stellen in der Pflege versprochen. Wo finden Sie diese Leute denn? Der Markt für Pflegekräfte ist leer gefegt.
Seine Antwort: „Bei den 13.000 neuen Stellen für Pflegefachkräfte, die von den Kassen finanziert werden, reden wir ausschließlich von der Altenpflege. Dazu kommt noch die Krankenpflege, bei der der Bund jede zusätzliche Pflegestelle finanziert. Das heißt: Wenn die Kliniken 30.000 neue Pflegekräfte finden, dann werden auch diese 30.000 Leute bezahlt.“
Der Weggang von examiniertem Fachpersonal bedeutet wiederum für die ambulanten Dienste vielfach einen partiellen Aufnahmestopp neuer Patienten, z.T. Kündigung und Abgabe vorhandener Patienten und in einigen Fällen sogar eine Gefährdung der Zulassung.
Warum? Ein Beispiel:
Wenn ein Pflegedienst in NRW 7 examinierte Fachkräfte hatte, von denen 3 in das Krankenhaus wechseln, ohne dass alternativ Fachkräfte gefunden werden, dann erfüllt der ambulante Dienst gerade noch die Mindestvoraussetzung für die Zulassung.
Was bedeutet dies für den Wert des Pflegedienstes?
Wenn vor 12 Monaten der Pflegedienst mit seinen examinierten und nicht-examinierten Pflegekräften noch z.B. 150 Patienten versorgt hat und dieser Dienst 3 examinierte und 2 nicht examinierte Kräfte verloren hat, dann können z.B. nur noch 130 Patienten versorgt werden.
Der Wert eines Pflegedienstes bemisst sich aus vielen Faktoren, u.a. nach Umsatz und Ergebnis, aber auch nach der Anzahl der Mitarbeiter und deren Qualifikation und der Anzahl der betreuten Patienten.
In diesem Beispiel ist der Pflegedienst im Rahmen einer neuen Bewertung deutlich weniger wert als vor 12 Monaten. Dies Beispiel ist kein Einzelfall in Deutschland, sondern aktuell zunehmende Realität.
Meines Erachtens gefährdet die derzeitige einseitige zusätzliche Finanzierung des Bundes für die Pflege in den Krankenhäusern die Wertstabilität der ambulanten Pflegedienste und bringt einige auch an ihre Existenzgrenze.