„Um was sollen wir uns denn noch kümmern?“ „Jetzt steht erst einmal das Qualitätsmanagement im Vordergrund.“ „Betriebliches Notfallmanagement. Was soll das sein?“

So oder ähnlich reagieren viele Inhaber und Pflegedienstleitungen, wenn sie auf das betriebliche Notfallmanagement angesprochen werden. Und es werden sicherlich viele Leserinnen und Leser ähnlich auf diese Überschrift reagieren.

Was wäre, wenn…

Wie würden Sie denn Ihre ambulanten Patienten versorgen, wenn die Wege aufgrund von Sturmschäden gesperrt sind? Und wer muss dringend versorgt werden, welcher Patient nicht zwingend?

Wie erreichen Sie Ihre Patienten bei längerfristigem Stromausfall und die Türschelle nicht funktioniert?

Gibt es Regelungen, wenn die Dienst-KFZ wegen Eisregen nicht nutzbar sind?

Wie sollen sich Mitarbeiter verhalten, wenn sie in eine Wohnung kommen, in der der Patient tot auf dem Boden liegt?

Welche Verfahrensanweisungen gibt es bei Ihnen, wenn ein Patient eine Mitarbeiterin sexuell belästigt?

Wer ist wann und wie zu informieren, wenn ein Mitarbeiter einen schweren Verkehrsunfall hat? Wann und wie gibt es einen Besuch von den Führungskräften zum Mitarbeiter, aber auch zu seiner Familie?

Und wer handelt, wer traut sich, Entscheidungen zu treffen, wenn die PDL, die Inhaberin oder die Geschäftsführung übergangsweise nicht erreichbar ist?

Wer ist bei inhabergeführten Pflegediensten die offizielle Vertretung, wenn der Inhaber langfristig schwer erkrankt ist oder im Koma liegt?

Vermutlich fallen Ihnen selbst noch weitere Situationen ein, die sich keiner wünscht, die aber stattgefunden haben oder passieren können.

Haben Sie schon ein betriebliches Notfallmanagement für Ihren ambulanten Dienst erstellt? Nein?

Der Gedanke an Notfälle und Katastrophen führt häufig zur Verdrängung der Problematik, getreu dem Motto “bei uns wird schon nichts passieren“.  Und ich höre viele sagen: „Und noch einen Plan aufstellen, der ja doch nur „in der Schublade liegt“.“

Realitäten aus den letzten Jahren:

Das Münsterländer Schneechaos am 1. Adventswochenende 2005 war ein Wetterereignis, welches große Teile in NRW und Niedersachsen traf. Mehrere Tage waren die Stromversorgung war unterbrochen, Zugverbindungen und Straßen unpassierbar.

Oder der Orkan Kyrill, der am 18./19. Januar 2007 das öffentliche Leben in weiten Teilen Europas beeinträchtigte. Er forderte 47 Todesopfer und führte zu erheblichen Sachschäden. Über eine Million Menschen waren zeitweilig ohne Strom.

An Überflutungen sind wir ja regional fast schon gewohnt …

Unfälle im Straßenverkehr und verstorbene Patienten in den Wohnungen kommen im Arbeitsalltag leider immer wieder vor.

„Aber es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung einer Notfallsituation praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass es […] nicht stattgefunden hat, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss“, wie sinngemäß das Oberverwaltungsgericht Münster schon 1987 formuliert hat.

Als ehemaliger langjähriger Geschäftsführer von großen Pflegenetzwerken bin ich der Meinung, dass es wichtig ist, genau für solche Eventualitäten vorbereitet zu sein, weil es die Führungskräfte und die Mitarbeiter entlastet und den Patienten Sicherheit gibt.

Sinnvoll ist die Erarbeitung von Notfallplänen in einem Arbeitskreis von Einrichtungsleitungen, interessierten Mitarbeitern, QM Beauftragte und der Geschäftsführung. Fangen Sie an …

Wichtige Grundsätze:
– Keine Eigengefährdung von Leib und Leben.
– Behördliche Anweisungen sind zu beachten.
– Notfallpläne sind gut sichtbar an zentraler Stelle aufzubewahren.
– Bei Unfällen und Todesfolgen ist die Polizei zu verständigen.
– Die PDL., stellv. PDL,  in Vertretung die dienstälteste Mitarbeiter/in  ist automatisch Koordinator in der Notlage; die Aufgabe ist nicht delegierbar.
– Keine Angst vor (falschen) Entscheidungen.

Arbeitshilfen für den Umgang mit (sexualisierter) Gewalt in der Pflege und Notfallpläne für Naturkatastrophen, längeren Strom- oder Energieausfall erhalten Sie gerne auf Anfrage bei uns.