Senioren-Tagespflegen werden in Deutschland je nach Bundesland mit 85 – 94 % Belegung kalkuliert. Damit soll (unter gewissen Annahmen) eine wirtschaftliche Betriebsführung möglich sein.

Um diese Belegung zu erreichen, benötigt eine Tagespflege u.a. auch genügend Nachfrage und Tagespflege-Gäste, die die Tagespflege besuchen.

Je nach Konzept und Schwerpunkt der Tagespflege kommen Tagespflege-Gäste ein- bis mehrmals in der Woche in die Tagespflege. Es gibt keine Erkenntnisse, dass Gäste mit höheren Pflegegraden automatisch mehr Tage in der Woche die Tagespflege besuchen als Gäste mit niedrigeren Pflegegraden.

Die Pflegestatistik 2021 hat ausgewiesen, dass statistisch gesehen Gäste mit Pflegegrad 3 den größten Anteil ausmachen und Gäste mit Pflegegrad 1 und 5 nur eine sehr geringe Rolle spielen. 

Die Erfahrungen aus dem Tagespflege-Alltag zeigen, dass zur guten Auslastung einer Tagespflege ca. 2,5 bis 3 mal so viele Gäste benötigt werden wie Plätze anerkannt sind und vorgehalten werden. Beispiel: Eine Tagespflege hat 20 Plätze. Dann sind 50 – 60 Gäste/ Verträge anzustreben.

Wie kann die Belegung verbessert werden? Welche Potentiale zur Verbesserung der Belegung und wirtschaftlichen Situation sind möglich?

Bevor Anzeigen in Zeitungen o.ä. geschaltet werden, können auch vorhandene Potentiale genutzt werden. Einige Ideen und Beispiele dazu:

  1. Potential ambulante Pflege: Falls zur Tagespflege auch ein ambulanter Dienst gehört, sind dort alle § 37.3 Beratungskunden und alle SGB XI Patienten und viele Hauswirtschaftseinsätze potenzielle Tagespflege-Gäste. Eine aktive Beratung über den ambulanten Dienst sollte für die Tagespflege erfolgen. Dafür benötigen die ambulanten Berater/innen Wissen über Inhalte, Angebote und Tagesstruktur der Tagespflege, Informationsmaterial und ein Schnuppergutschein als Geschenk und Einladung in die Tagespflege.
  • Potential vorhandene Gäste: Von vielen Gästen, die einen Tag in der Woche kommen, können möglicherweise einige auch dazu gewonnen werden, einen weiteren Tag zu kommen. Dies kann durch direkte Ansprache und/oder Vorstellung von bestimmten, für den Gast interessanten Aktivitäten an anderen Tagen erfolgen.
     
  • Potential differenzierte Beratung: Für alleinstehende Pflegebedürftige sind in der Beratung Begriffe wie „ein schöner Tag in Gemeinschaft, leckeres Mittagessen, gemeinsam Seniorensport, etc.“ wichtig.
  • Für belastete Angehörige sind Begriffe wie „ein Entlastungstag oder ein Urlaubstag für Sie und ein sicherer Tag für Ihren Angehörigen“ hilfreich, um jeweils die Tagespflege als sinnvolles Angebot darstellen zu können.
  • Potential besonderes Konzept: Vielleicht gibt es in Ihrer Tagespflege besondere Angebote oder ein spezialisiertes Konzept als Alleinstellungsmerkmal? Kommunizieren Sie dies zu allen möglichen Gelegenheiten.
  • Potential Fahrdienst: Schätzen Sie einmal, wieviel Menschen täglich am Vormittag und am Nachmittag das Tagespflege-KFZ sehen. 300-500 Bürger*innen im Stadtviertel, in der Kleinstadt, im Quartier? Wenn die Tagespflege einen eigenen Fahrdienst unterhält, sollte das KFZ ansprechend und werbend für die Tagespflege beklebt sein. Das Tagespflege-KFZ ist das! Werbemittel Nr. 1. Und wenn der Fahrdienst vergeben wurde, kann vielleicht mit dem fremden Fahrdienst-Unternehmen über eine Werbung während der Tagespflege-Fahrten mit Hilfe von Magnet-Schildern gesprochen werden.

Vorhandene Potentiale nutzen kann ein Weg zur besseren Belegung und verbesserten Wirtschaftlichkeit sein.