Innendifferenzierungen oder Filialgründung?

Im letzten Blog zur unternehmerischen Ausrichtung eines Pflegedienstes unter PSG II und III habe ich von der guten strategischen Perspektive für einen Pflege- und Betreuungsdienst im nächsten Jahr geschrieben, da die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft und die verbesserten finanziellen Rahmenbedingungen in der Pflege dazu führen, dass Pflege- und Betreuungsdienste in Zukunft weit mehr Anfragen erhalten als bisher. Daher auch die Empfehlung, geeignete qualifizierte Kräfte (nicht nur exam. Pflegefachkräfte!) fast auf Vorrat einzustellen. Ein jährliches Wachstum von 5-10 % ist realistisch.

„Was sollen wir denn sonst noch alles machen?“ „Wie sollen wir das alles gut organisieren?“ sind aber häufig Fragen von Pflegedienstleitungen, die zu Recht ihre Sorge benennen, dass ein Wachstum nicht nur positiv, sondern auch negative Seiten haben kann und gut strukturiert und organisiert werden muss.

Viele Pflegedienste arbeiten heute noch parallel mit PC und Pinnwand. Spätestens, wenn die Leitung am PC ein Gefühl der Unüberschaubarkeit bekommt bzw. wenn die Pin-Wand, an der noch die Patientenkarten und die Touren hängen, nicht mehr einfach lesbar ist, fängt es an, dass sowohl für die Leitung, aber auch die Mitarbeiter eine Übersichtlichkeit, Orientierung und Planungssicherheit abnimmt und somit Fehler entstehen (werden).

Die gut zu führende Einheit eines Pflegedienstes mit ca. 100 – 120 Patienten hat mein geschätzter Blog-Kollege Thomas Sießegger seit Jahren als optimale Organisationsgröße benannt.

Zwei Möglichkeiten bestehen für den Pflegedienst, mit dem unvermeidlichen Wachstum umzugehen:
A) Innerhalb des Versorgungsbereiches wird neben dem Hauptsitz eine Filiale eröffnet, die von der Pflegedienstleitung mit geleitet wird. Hilfreich dabei ist die Schaffung von „Vertretern“ in beiden Standorten z.B. in der Funktion von Teamleitungen A und B und dafür neue und klare Aufgabenbeschreibungen. Je nach Bundesland sind die Vorgaben für die organisatorischen und räumlichen Bedingungen für einen Pflegedienst bzw. einer Filiale, die mit den Kranken- und Pflegekassen in den Rahmenverträgen vereinbart sind, zu beachten. Natürlich gibt es bei diesem Weg auch Abwehrreaktionen von Mitarbeitern, die „ihr Team“ nicht verlassen wollen oder Schwierigkeiten haben, die Notwendigkeit zu verstehen. Hier haben Sie die Aufgabe, Ihre Planung mit der Begründung der Perspektive zu erklären. Sie werden aber auch Mitarbeiter finden, die den Weg richtig finden und mittragen, weil sie schon heute mit der Enge und Unüberschaubarkeit unzufrieden sind.

B) Wenn Ihr Pflegedienst noch genügend Platz für alle Mitarbeiter hat und entsprechende Räume vorhanden sind, führen Sie für alle eine klare Innendifferenzierung ein. Das kann immer dann Sinn machen, wenn Sie z.B. im ländlichen Bereich tätig sind und Ihr Pflegedienst relativ mittig liegt und Filialen oder Außenstellen tatsächlich keinen Vorteil darstellen.

Ich habe diese Lösung B bei einem Pflegedienst mit drei Teams hervorragend gelöst gesehen: Pflegedienstleitung mit drei Teamleitungen. Team Rot, Team Grün, Team Gelb. Mit entsprechenden PC-Zuordnungen, farbigen Informationstafeln, Aktenordnern, Schränken mit farbigen Griffen, Schreibtische mit farbigen Schreibtischunterlagen. Eine absolut klare und transparente Zuordnung für alle Mitarbeiter und die zu versorgenden Patienten. Und inhaltlich eine gute Zusammenarbeit der drei Teamleitungen bei der Planung der jeweiligen Randbereichen ihrer örtlichen Zuständigkeiten oder z.B. bei der Aushilfe von Personal.
Und eine Pflegedienstleitung, die darauf achtet, dass alle weiterhin das Gefühl haben, ein gemeinsamer Pflegedienst zu sein.