Zielvereinbarungen in ambulanten Diensten:

„Klar führen wir mit Zielen. Wir setzen uns einmal im Jahr zusammen und tauschen uns aus. Und dann geht es wieder zurück zur Arbeit. Wir haben ja viel zu tun und die Patienten müssen versorgt werden.“
Diese sicherlich etwas platte und auch provokative Zusammenfassung beschreibt natürlich nicht eine gewünschte und hilfreiche Zielvereinbarung (in ambulanten Diensten), aber eher manche Realität in ambulanten Pflegediensten zwischen PDL und Mitarbeitern oder Geschäftsführung und PDL oder Geschäftsführung, PDL und Teamleitung.
Dabei gibt das Führen durch Zielvereinbarung zahlreiche Vorteile für alle Beteiligten – Unternehmen als Ganzes, Führungskräfte und Mitarbeiter.

Die Chancen des Führens durch Zielvereinbarungen sollen in drei Teilen dargestellt werden:
Teil 1: Zielvereinbarung als Führungsinstrument: Vorteile für Geschäftsführung, Pflegedienstleitung, Mitarbeiter
Teil 2: Jahresgespräch / Mitarbeitergespräch / Teamgespräch: Lästiges Übel oder hilfreiche „Pflichten“ für Vorgesetze und Mitarbeiter und wie kann es gut gelingen
Teil 3: Bonus und/oder andere Anreizsysteme: Jahresgespräch, Zielerreichung – und dann?

Teil 1: Zielvereinbarung als Führungsinstrument
Vorteile für Geschäftsführung, Pflegedienstleitung, Mitarbeiter
Bei einem ambulanten Pflegedienst sind die wichtigsten Akteure die Mitarbeiter/innen. Motivierte, engagierte, den Pflegedienst beim Patienten und im privaten Umfeld gut vertretende Mitarbeiter/innen sind wünschenswert, aber aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen nicht immer die Regel. Und der Grad der Motivation von Mitarbeiter/innen ist durchaus bei motivierten oder demotivierten Mitarbeiter/innen abhängig vom jeweiligen Leitungs- und Führungsverhalten der Vorgesetzten.
Das Führen mit Zielvereinbarungen ist ein Führungsinstrument, das in das unternehmerische Qualitätsmanagement gehört. Dies bedeutet, dass die Geschäftsführung oder der/die Geschäftsinhaber/in (bei kleineren Pflegediensten häufig auch gleichzeitig die Pflegedienstleitung) zunächst als Grundlage einer Zielvereinbarung sich selbst mit einigen Themen beschäftigen muss:

Grundlagen für den Inhaber/ die Geschäftsführung: Fragen dazu:
Was sind meine Visionen für meinen Pflegedienst und meine mittel- und langfristigen Ziele und Strategieplanungen.
Könnte ich diese kurz und klar einem Bewerber oder einem Geschäftspartner erklären? Habe ich diese aufgeschrieben und (intern) ausgehängt? Kennen meine MitarbeiterI/innen diese und könnten sie mir oder einer anderen Person davon erzählen?
Gibt es eine erkennbare Kommunikationsstruktur zwischen den Führungskräften und Mitarbeitern und einen Beteiligungsprozess. Wie werden Entscheidungen getroffen?
Wie wird im Pflegedienst kommuniziert?
Sind Entscheidungen und Planungen transparent und allen Mitarbeitern bekannt?
Gibt es eine bekannte Regelkommunikation?

Die Klärung von Unternehmensziele, Beteiligungsprozessen mit Führungskräften und Mitarbeitern und eine transparente Kommunikation sind wichtige Schlüsselbegriffe.
Wenn Visionen, Ziele und Strategieplanungen geklärt und „im Betrieb“ verankert sind, in dem z.B. ein Leitbild (gemeinsam) oder ein „Leitspruch“ (Vision) entwickelt worden ist und (neue) Vereinbarungen über eine Regelkommunikation mit Führungskräften und/oder Mitarbeiter/innen getroffen worden sind, sind damit wichtige Grundlagen für das Führen durch Zielvereinbarungen gelegt.

Die Vorteile von Führen durch Zielvereinbarungen können wie folgt zusammengefasst werden:
Vorteile für das Unternehmen Pflegedienst:
 Es besteht die Notwendigkeit zur Entwicklung einer strategischen Unternehmensplanung und strategischen Zielen, die von allen getragen werden
 Es gibt mehr Sicherheit bzgl. künftiger Entwicklungen und Reduzierung von Widersprüchen und Ad-hoc-Planungen
 Es ermöglicht eine Konzentration auf Aufgaben mit hoher Priorität
 Es dient einem Aufbau einer einheitlichen Führungskultur und als Teil somit auch einem besseren Betriebsklima
 Es fördert die Beteiligung von Mitarbeitern als wichtige „Akteure“ des Unternehmens

Vorteile für die Führungskräfte im Pflegedienst:
 Es führt zu eigenen Klarheiten über die kurz- mittel- und langfristigen Unternehmensziele
 Es gibt die Chance einer eigenen besseren Beteiligung und Mitwirkung am Pflegedienst
 Es ermöglicht eine sachliche Lösung von im Alltag entstehenden Konflikten durch die Orientierungsmöglichkeit an gemeinsamen Zielen
 Es verringert (schädliche) Improvisationen und Ad-hoc-Entscheidungen
 Es gibt die Möglichkeit der Delegation von Routineaufgaben auf nachfolgende Teams/ Mitarbeiter
 „Kontrolle“ kann sich auf die Überprüfung der Zielerreichung und der Analyse der Abweichung reduzieren
 Es gibt einen Maßstab für eine Überprüfung der Leistung der Mitarbeiter anhand der Zielvereinbarungen

Vorteile für die Mitarbeiter/innen
 Kenntnis über und Verständnis für die Unternehmensziele
 Mitwirkungsmöglichkeit der eigenen kreativen Potentiale bei der Zielvereinbarung
 Größere Zufriedenheit und höhere Motivation durch Beteiligung
 Wertschätzung der Position des Mitarbeiters, dadurch mehr Mitverantwortung und Verantwortungsbereitschaft
 Erfolgserlebnisse, wenn die Ziele erreicht werden.

Führen durch Zielvereinbarung ist ein Prozess. Aber es gibt mehr Vorteile als mögliche Misserfolge, daher sollte dieses Führungsinstrument genutzt werden.
„Wir wissen nicht, wo der Chef hinwill“. „Was sind die Pläne der nächsten Zeit?“ „Wir erfahren Informationen nur aus der Zeitung“ oder „per Zufall“.
Dass sollte Vergangenheit sein.