Im Pflege- und Betreuungsdienst nur noch ein Wochenende im Monat arbeiten?                                    

Die bisherige Dienstplanstruktur weiterentwickeln           

Ältere Mitarbeiter/innen in der Pflege kennen dies durch die Ausbildung und jahrelange Tätigkeit: Zur ambulanten Pflege gehören eher kürzere Touren am Tage, häufig Teildienste und jedes zweite Wochenende Dienst. Und nicht selten dann noch ein Einspringen am freien Wochenende, weil eine andere Kollegin erkrankt ist und die Patienten versorgt werden müssen.

In immer mehr Pflegediensten „funktioniert“ dieses System nicht mehr. Jüngere Mitarbeiter/innen wünschen (je nach Familienstand) kurze oder längere Touren, wenig Teildienste und optimalerweise nur ein Wochenend-Dienst. Einspringen aus dem Frei? Eher nicht. 

Dienst ist Dienst und Frei ist Frei, lautet daher das Motto von immer mehr Mitarbeiter/innen in der Pflege und Betreuung.  

Die Wünsche sind von vielen Pflegedienstleitungen schon aufgriffen worden, in dem der bisherige Wochenenddienst-Rhythmus – sofern möglich – zeitweise auf „alle drei Wochen“ verändert wurde.

Für die Zukunft planen immer mehr (neue und bestehende) Pflegedienste die Umstellung der Dienste mit einem Wochenend-Dienst im Monat für die Mitarbeiter/innen

Damit soll u.a. dem Fachkräftemangel durch attraktivere Arbeitsbedingungen entgegen werden. 

Bei Neugründungen von Pflege- und Betreuungsdiensten ist dieser geänderter Planansatz einfach. 
Eine mögliche Patientenaufnahme erfolgt maßgeblich unter der Prämisse, keinen oder wenig Hilfebedarf am Wochenende zu haben und ggf. Angehörige mit einzubinden. 

Für bestehende Pflege- und Betreuungsdienste ist eine entsprechende Weiterentwicklung strategisch sinnvoll. So positiv das Ergebnis vielfach wahrgenommen wird, nur ein Wochenende im Monat arbeiten zu müssen, so sehr führt es aber auch zu entsprechender Unruhe innerhalb der Mitarbeiterschaft und Veränderungen in der Organisation. 
Wenn nur ein Wochenende im Monat gearbeitet werden soll, so müssen die Touren, die derzeit vielfach 4-6 Stunden am Tag betragen, ggf. verlängert werden, in dem z.B. neben einer Pflegezeit von z.B. 5-6 Stunden noch eine Beratungszeit (§37.3 Beratungen, Folgeberatungen) unter Beachtung der Pausenverpflichtung angehängt wird. Oder es müssen mehrere Teildienste auch in der Woche eingefügt werden, damit insgesamt die vereinbarte Arbeitszeit geplant werden kann.

Eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit bei Mitarbeiter/innen ist eher keine sinnvolle Option, da genügend Nachfrage und Arbeit vorhanden ist.

Hilfreich ist auch die Einführung und Anwendung eines „flexiblen Arbeitszeitkorridors“ nach § 12 TzBfG, in dem neben einer vereinbarten Arbeitszeit (z.B. 32 Std./ Woche) zusätzlich ein Korridor von bis zu 25 % Arbeitszeit nach dienstlichem Belang ergänzt wird (in diesem Beispiel 32 Std. + 25 % = 40 Std.) 

Es ist von einem Umsetzungszeitraum von ca. 6 Monaten auszugehen, bis alle Schritte geklärt sind, die bisherige Patientenstruktur bzw. -absprachen sich verändert haben und eine neue Dienstplanung erfolgen kann. 
Aufgrund der Komplexität sollte dieser Veränderungsprozess extern begleitet werden.

Welche Schritte sind notwendig?

  1. Eine unternehmerische Entscheidung, die Dienstplanstruktur zu verändern.
    Dieses sollte in Abstimmung mit der Mitarbeiterschaft erfolgen, damit nicht gegen deren Interesse die Planung geändert wird.
  2. Eine Berechnung der verfügbaren Netto-Arbeitszeit der Mitarbeiterinnen
    Je nach Organisations- und Fahrzeiten beträgt diese ca. 60 % von der Brutto-Arbeitszeit bei Mitarbeiterinnen in der Pflege und ca. 75 % in der Betreuung/ Hauswirtschaft.
  3. Überprüfung der aktuellen Patienten
    Wie viele derzeitige Wochenend-Einsätze könnten – pflegefachlich begründet – in die Woche verschoben werden?
  4. Wie viele Wochenende-Dienste sind möglich/ notwendig/ sinnvoll? 
    Hier spielt die Anzahl der Mitarbeiterinnen gesamt und die Versorgungsfläche des Pflegedienstes eine maßgebliche Rolle.
  5. Überprüfung der aktuellen Touren und -zeiten und Neuplanung
    Die Touren müssen ggf. verlängert und neu strukturiert werden, Teildienste müssen in der Woche eingeführt werden, sofern nicht die Arbeitszeit verringert werden soll
  6. ständige Kommunikation intern mit der Mitarbeiterschaft 
    Geplante Veränderungen sollten unbedingt mit den Mitarbeiter/innen besprochen werden, damit diese über den Stand der Umsetzung jeweils informiert sind.
  7. Beratungsgespräche mit bestehenden Patienten führen, um Wochenend-Einsätze zu reduzieren und neue Vereinbarungen zu treffen.
  8. Neuaufnahme von Patienten verstärkt unter dem Planansatz, ob und wie ein eventueller Hilfebedarf am Wochenende selbst oder durch Dritte durchgeführt wird.
  9. Werben auf der Homepage, Imageflyer etc. mit dem geänderten Dienstplanmodell, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.

Management-TIPPs

  1. Ein Umstellungsprozess bei einem bestehenden Dienst benötigt ca. 6 Monate Zeit
  2. Erstellen Sie einen Projektplan mit detaillierten Inhalten, Schritten und Absprachen
  3. Kommunizieren Sie intern und extern transparent und klar den Grund der Umstellung
  4. Verlieren Sie nie das Ziel und Ihre nächsten Planungsschritte aus den Augen