Haben Sie schon einen Notfallplan für Ihren ambulanten Dienst für den Fall einer Katastrophe erstellt? Nein?

Zur Anregung zeigen wir Ihnen einen Notfallplan „ohne Strom“ für die ambulante Pflege. Vergleichbares gibt es auch für Tagespflegen und stationäre Einrichtungen, für Naturkatastrophen und bei Energieausfall z.B. fehlendem Gas oder Öl.

  Eigene Anmerkungen
Szenario, Beschrei-bung der Situation:Langfristiger totaler regionaler Stromausfall ohne zeitliche Perspektive!Für einen ambulanten Pflegedienst, der alte und pflegebedürftige Menschen zu Hause pflegt und betreut, stellt ein langfristiger Stromausfall, ohne dass eine zeitliche Perspektive möglich ist, eine derartige Einschränkung des Betriebes dar, dass gravierende Auswirkungen festzustellen, daraus resultierende Maßnahmen zu prüfen und unverzügliches Handeln notwendig ist.Telefone, Heizungen, Wasserpumpen funktionieren nicht mehr. Licht und Computer gehen nicht. Lebensmittelgeschäfte schließen, weil Kassen nicht mehr funktionieren. Tankstellen werden geschlossen, weil Benzinpumpen nicht mehr gehen. Mitarbeiter sind nur noch begrenzt mobil. 
   
Leitsatz:Wenn möglich, eine Erstversorgung für Alleinstehende und Patienten in Notsituationen versuchen.Patienten in zwei Gruppen aufteilen.
   
Leitung/ Koordination:Problem: Entscheiden und Handeln aus der Notlage heraus ist notwendig
 Maßnahmen:  Koordinator der Situation ist automatisch die Leitung oder (bei Nichtanwesenheit) ihre Stellvertretung oder der/die dienstälteste Mitarbeiter/in. Entscheidungen müssen getroffen werden.Der Koordinator ist der Taktgeber der Situation, er definiert eine Situation als Notfall und setzt Notfallplan in Gang. Er/ Siedarf sich nicht in konkreter Arbeit verlieren.Versucht, Kontakt zur Geschäftsführung/ Krisenstab aufzunehmen und sich abzustimmenkann die Einrichtung nicht ohne geklärte Vertretung verlassenmuss vor dem Versiegen aller Ressourcen Ersatzbeschaffung prüfen und organisieren (lassen). 
   
Kommunikation:Telefone funktionieren nicht. Handy evtl., bis der Akku alle ist. Alle Pflegekräfte sollen innerhalb von 2 Std. zum Pflegedienst zurück kommen, um weitere Absprachen zu treffen.
   
Mobilität:Problem: Aufgrund der fehlenden Stromversorgung ist eine Mobilität mit dem PKW nur noch kurzzeitig möglich.
 Maßnahmen: Notwendige Gänge werden, wenn noch möglich z.B. zu Fuß oder per Fahrrad erledigt. Angehörige und Nachbarn werden gebeten, bei einer Grundversorgung zu helfen. 
   
Heizung/ Wärme:Problem: Die Gebäude verlieren je nach Jahreszeit schnell an Wärme in allen Räumlichkeiten. Patienten kühlen schnell aus.
 Maßnahmen: Patienten und Angehörige halten sich wenn möglich zusammen in kleineren Räumen auf, um gegenseitiges Wärmen zu ermöglichen. Alle Fenster sind zu schließen, Lüftungen sind auf ein Minimum zu begrenzen. Die Möglichkeit Körper wärmt Körper ist besonders nachts zu beachten. Wärmende Bekleidung, Decken etc. zusammensuchen, bereithalten und einsetzen.  Kein offenes Feuer in den Zimmern wegen Vergiftungsgefahr! 
   
Essen/ Trinken:Problem: Die normale tägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln und Getränken entfällt. 
 Maßnahmen: Vorhandene Nahrungsmittel und Getränke werden festgestellt und ggfls. rationiert.  Notfallreserven für 5 Tage evtl. einlagern.
   
Pflege/ Betreuung:Problem: die üblichen Abläufe bei der Grund- und Behandlungspflege und bei den Betreuungsangeboten sind nicht mehr leistbar.
 Maßnahmen: Es gilt in der Situation zu improvisieren. Es gilt der Grundsatz, dass lebensnotwendige Hilfsmaßnahmen Vorrang vor anderen medizinischen Leistungen haben. Prioritäten setzen. Betreuen und Zusammen sein z.B. vor hauswirtschaftlichen Verrichtungen etc. Mit kaltem Wasser waschen ist wegen des Auskühlungseffektes kontraproduktiv. Daher Reduzierung der Pflege auf ein Minimum, Bekleidungswechsel wird eingeschränkt. Betreuung des Bewohners bekommt höheren Stellenwert.  
   
Mitarbeiter:Problem: Die Mitarbeiterbesetzung gemäß Schichtdienstplan ist wegen mangelnder Mobilität der Mitarbeiter nicht mehr gewährleistet. 
 Maßnahmen: Es gilt in der Situation zu improvisieren und eine dauerhafte Notbesetzung auch in dem Büro des Pflegedienstes zu gewährleisten. Allen anwesenden Mitarbeitern ist die Sachlage zu erläutern. Not-Besetzungen sind nur auf freiwilliger Basis der Mitarbeiter sicher zu stellen. Ein Gesamt-Notfalldienstplan wird für die Einrichtung erstellt. Aktuelle Telefonliste der Mitarbeiter führen. 
   
Familienangehörige:Problem: Kinder oder pflegebedürftige nahe Angehörige von Mitarbeitern sind evtl. alleine und unversorgt.
 Maßnahmen: Mitarbeitern wird vom Koordinator angeboten, wenn fußläufig möglich, Kinder oder pflegebedürftige nahe Angehörige in die Einrichtung zu holen. 
   
Kommunikation:Problem: Patienten und Angehörige warten auf den Pflegedienst.
 Maßnahmen: Kommunikation direkt mit Patienten, Mitarbeitern, Lokalfunk etc. ist nur im Rahmen vorhandener Handy-Kapazitäten möglich. Danach nicht mehr. Notwendige Gänge und dringende Versorgungen von Patienten werden, wenn noch möglich und in Abhängigkeit von der Entfernung z.B. zu Fuß oder per Fahrrad erledigt. An den Türen muss geklopft und gerufen werden, weil Türklingeln nicht mehr funktionieren. 
   
Todesfall:Problem: Bewohner versterben, ein Bestatter kann nicht kommen.
 Maßnahmen: Totenraum einrichtenKühlung über Belüftung erreichen; Versuch Kontakt zur Stadt oder Bestatter aufnehmen, um Lösung zu suchen. 
   
Tag / Nacht:Problem: während der Tag eine natürliche Lichtquelle bietet, besteht nachts keine Ausleuchtung des Objektes mehr, zudem ist auch die Umgebung nicht mehr beleuchtet.
 Maßnahmen: Für den Notfall sind geeignete Taschenlampen mit genügend Batterien im Vorrat oder mit Dynamo vorzuhalten. Genügend Kerzen, Streichhölzer als weitere Lichtquelle sind vorzuhalten. 
Wichtige Grundsätze:Keine Eigengefährdung von Leib und Leben.Behördliche Anweisungen haben Priorität und sind zu beachten.Die zuständige Leitung ist automatisch Koordinator in der Notlage; die Aufgabe ist nicht delegierbar.Keine Sorge vor falschen Entscheidungen.Bei Trägern mit mehreren Diensten: Mitarbeiter melden sich unabhängig von ihrem Dienstort bei der nächstgelegenen Einrichtung des Trägers zur Mithilfe.