In der „Häuslichen Pflege“ 04/2018 habe ich nachstehenden Beitrag veröffentlicht. Eine Arbeitshilfe Vergleich Kaufen-Leasen kann gerne bei mir angefordert werden.

Leasen oder Kaufen – das ist hier die Frage.

Jeder ambulante Pflegedienst, der Patienten zuhause versorgt und pflegt und kein „Inhouse-Dienst“ ohne KFZ ist, kommt nicht um die Frage von Fuhrparkthemen, verschiedener Dienst-KFZ und deren Anschaffung herum.

Leasen oder Kaufen – beide Alternativen sollen im Folgenden diskutiert werden. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass beim Kauf von Dienstwagen entsprechende Rabatte erhalten werden bzw. das Leasing mit 0 € Anzahlung und 0 € Rückgabe (zzgl. ggfls. Schadensreparatur) vereinbart werden kann.

Je nach Situation und Planung des Pflegedienstes gibt es verschiedene Gründe, die für oder gegen Leasen oder für oder gegen Kaufen sprechen.

Leasing:

Auto Leasing bedeutet, dass ein Pflegedienst Fahrzeuge für einen bestimmten, vorher festgelegten Zeitraum mieten kann.
Das Auto, in der Regel ein Neuwagen, wird zwar vom Pflegedienst genutzt, bleibt aber im Besitz des Leasinggebers. Dieser erhebt für die Nutzung i.d.R. eine monatliche regelmäßige Gebühr.
Nachdem der Pflegedienst sich ein Auto ausgesucht hat, muss er einen Anbieter finden, der ihm das Auto Leasing ermöglicht. Das können Autohäuser, freie Leasing-Gesellschaften, Herstellerfirmen sein. Die Finanzierungskonditionen sind abhängig vom Anbieter.

Beim Abschluss eines Leasing-Vertrages werden i.d.R. weitere Bedingungen aufgenommen werden. Oft wird eine Kilometerstandsgrenze ausgehandelt, die zum Zeitpunkt der Rückgabe und bei Überschreitung eine Ausgleichszahlung erforderlich macht. Weiterhin wird häufig ein Schadensheft vereinbart, also, welche Schäden unter Gebrauchsspuren (kostenfrei bei Rückgabe) und welche Schäden kostenpflichtig bei Rückgabe bewertet werden.
Es ist zu empfehlen, bei dem wirtschaftlichen Vergleich Kaufen-Leasen immer eine gewisse Reparatur-Summe bei Rückgabe mit einzuplanen.

Ebenso wird der spätere Restwert kalkuliert. Ist dieser zu hoch, hat der Leasingnehmer die Differenz zwischen diesem Wert und dem tatsächlichen Fahrzeugwert nachzuzahlen. Hierbei ist zu beachten, dass dieser kalkulierte Restwert nicht dem Kaufpreis des Fahrzeuges entsprechen muss. Läuft der Vertrag ab, wird das Auto seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben oder kann, je nach weiterer Vereinbarung, verlängert oder gegen die Zahlung eines Restwertes erworben werden.

In der Regel kann der Leasing-Vertrag innerhalb der vereinbarten Leasing-Dauer nicht gekündigt werden. Solange der Leasingnehmer im Besitz des Fahrzeuges ist, muss er außerdem für Wartungsarbeiten, Reparaturen und Versicherungen eigenständig aufkommen, sofern diese nicht als „Paket“ mit vereinbart worden sind.

Vor- und Nachteile vom Autoleasing

Der größte Vorteil vom Auto Leasing für Pflegedienste liegt darin, dass man für einen bestimmten Zeitraum (z.B. 36 Monate) einen Neuwagen fahren kann und ihn wieder zurückgibt, bevor die für den Gebrauchtwagen typischen Reparaturen anfangen. Ebenso muss nach dem Vertragsende kein Käufer gesucht werden; Inserate und Ankäufersuche fallen somit weg. Weiterhin können die Leasing-Kosten können steuerlich verrechnet werden. Und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interessant: Es kann immer das neuste Modell gefahren werden.

Ein weiteres Argument für das Leasing von Dienst-KFZ z.B. lautet, das keine Kapital für den Kaufpreis aufgebracht werden muss bzw. das Leasing die Liquidität verringert.

Wenn beim Kauf und Verkauf z.B. 10 KFZ getauscht werden und pro KFZ Verkauf noch je 2.000 € erzielt werden und die 10 Neuwagen je 10.000 € kosten, dann reduziert der Pflegedienst seine liquiden Mittel in diesem Beispiel um insgesamt 80.000 €.

Kauf:

Ein Argument für den Kauf von Dienst-KFZ ist, dass die Dienst-KFZ im Eigentum des Pflegedienstes sich befinden, insgesamt länger gefahren werden können und daher über die Gesamtlaufzeit häufig günstiger sind, als wenn diese geleast werden. Als Eigentümer sind die Fahr- und Kilometerleistungen der einzelnen Dienst-KFZ unabhängig von den Leasing-Vereinbarungen. Weiterhin kann durch den Verkauf von KFZ kurzfristig die Liquidität wieder verbessert werden.

Ein m.E. wichtiges Thema für Pflegedienste, die KFZ kaufen und diese nicht an den Händler zurückverkaufen können oder wollen, ist aber das Problem der Gewährleistung. Ein Pflegedienst als Unternehmen darf die Haftung nicht ausschließen. Der Bundesgerichtshof hat im Urteil vom 13.07.2011 (AZ VIII ZR 215/10) entschieden:

Verkauft ein Unternehmen, das kein Kfz-Händler ist, Firmenautos an Private, muss es für Mängel wie ein Autohändler geradestehen. Das gilt auch für den Fall, dass das Unternehmen jegliche Gewährleistung wie bei einem Privatverkauf ausgeschlossen hat.

Dies bedeutet, dass ein Verkauf an Privat (Mitarbeiter, Bevölkerung) immer in der Problematik von späteren Haftungs- und Mängelfragen steht.
Ein Händler nimmt i.d.R. gebrauchte Dienst-KFZ nur ungern zurück, da üblicherweise viele verschiedene Mitarbeiter damit gefahren sind, die Dienst-KFZ „verbraucht“ sind, und bewertet die festgestellten Mängel in Form einer Reduktion des möglichen Kaufpreises.

 

Die beiliegende Übersicht stellt Vor- und Nachteile noch einmal gegenüber:

Vorteile Nachteile
Leasing
  • kaum Reparaturkosten
  • geringes Marktrisiko
  • späterer Autoverkauf überflüssig
  • bei gewerblicher Nutzung steuerlich absetzbar
  • i.d.R. gleichbleibende Raten pro Monat
  • Kündigung innerhalb der
    Laufzeit meist nicht möglich
  • kein Fahrzeugbesitz
  • nur Nutzungsrecht
  • evtl. hohe Nachzahlung, wenn Kilometer-Limit überschritten wird
  • evtl. noch Reparaturkosten bei Rückgabe
Autokauf
  • sofortiger Autobesitz
  • keine Folgekosten bei Rückgabe
  • Unabhängig in Dauer und Kilometer-Leistung
  • hohe, einmalige finanzielle Belastung, Liquiditätsabfluss
  • später Aufwand mit Verkauf/Entsorgung

 

Fazit:

Die Frage, ob Leasen oder Kaufen besser oder richtiger ist, kann daher leider pauschal nicht beantwortet werden. Je nach Pflegedienst ist es eine unternehmerische Entscheidung.
Eine vorsichtige Schätzung aus der Beratungserfahrung mit Pflegediensten kommt zu der Einschätzung, dass ca. 60 % der Pflegedienstes Dienst-KFZ leasen.

Für „Spezialfahrzeuge“ wie z.B. ein Transporter mit Hebebühne für eine Tagespflege ist aufgrund der höheren Anschaffungskosten häufig der Kauf und ein mehrjähriges Fahren wirtschaftlich sinnvoll.