Die drei W `s beachten
Wie geht es mit und nach Covid19 in der ambulanten Pflege weiter? Für Inhaber, Geschäfts-führungen und Pflegedienstleitungen heißt es in den nächsten Wochen, den Pflegedienst Schritt für Schritt wieder in einen „Normalbetrieb“ zurück zu steuern. Viele Mitarbeiter werden reichlich Überstunden aufgehäuft haben. Hinzu kommt die Sommerzeit mit bewilligten Urlaubsansprüchen der Mitarbeiterschaft. Und auch die Anfragen von Patienten werden wieder steigen, so wie immer mehr Betriebe und Läden öffnen und pflegende Angehörige wieder „zur Arbeit gehen“.
Wo, Was und mit Wem sind drei wichtige Leitfragen für Führungskräfte, die wieder strategisch nach vorne blicken und planen wollen.
Wo bezieht sich auf den Ort, von dem ein neuer Kunde aus anruft. Oder für den eine Arztpraxis oder das Krankenhaus oder die Krankenkasse sich meldet. Diese benötigen häufig mehrere Anrufe oder Versuche, bis sie einen Pflegedienst finden, der eine freie Kapazität zur Verfügung hat. „Sie sind schon der fünfte Pflegedienst, den ich anrufe.“ Daher rufen Patienten, Praxen und Krankenhäuser inzwischen einen größeren Radius als früher an. Selbst Krankenkassen schalten sich heute ein und fragen Pflegedienste diesbezüglich an.
Da ambulante Pflege- und Betreuungsdienste nicht mehr wie in der Vergangenheit automatisch „wachsen“ können, in dem sie parallel neue Patienten aufnehmen und neue Mitarbeiter einstellen können, muss heute und für die Zukunft ein Pflegedienst unter anderem für sich klären, in welchem Einzugs- und Versorgungsbereich er tätig sein will – und wo nicht. Daher haben viele Pflegedienste in der letzten Zeit vielfach ihr Versorgungsgebiet reduziert, da die Anzahl von pflegebedürftigen Menschen innerhalb einer Stadt, eines Stadtviertels oder eines Dorfes demographiebedingt zunimmt. Mehr versorgte Patienten auf kleinerer Fläche als früher, ist eine Kurzformel dazu.
Was meint den Inhalt der Anfrage. Grundpflege oder Kompressionsstrümpfe, Insulingabe oder Betreuung, oder andere gewünschte Leistungen. SGB V oder SGB XI. Die verschiedenen Leistungen sind mit Zeitwerten auch in der Software hinterlegt. Wenn ein Pflegedienst kaum noch freie Zeitkapazitäten von Mitarbeitern hat, kann z.B. eine neue große Grundpflege oder eine Betreuungsstunde eigentlich nicht angenommen werden. Wenn dann noch eine weitere Wegstrecke zu diesem Einsatz hinzukäme, wird zusätzlich viel „Mitarbeiter-Zeit“ verbraucht, die nur durch Mehrarbeit oder Überstunden kompensiert werden kann.
Anfragen außerhalb seines definierten Einzugsbereichs sollte ein Pflege- und Betreuungsdienst nicht mehr annehmen, da dadurch längere Wegezeiten entstehen. Mit Wem kooperieren, ist daher eine vielleicht neue, aber hilfreiche Perspektive. Anfragen außerhalb Ihres Einzugsbereichs an kooperierende Pflegedienste weiterzuleiten, kann ein Win-Win-Win für alle Beteiligten sein.
Die zur Verfügung stehende Arbeitszeit (Netto-Arbeitszeit) der Mitarbeiter möglichst effektiv einzusetzen, ist jetzt und in Zukunft zentral wichtig. Dies im Rahmen einer effektiven und wirtschaftlichen Tourenplanung ist eine zentrale Aufgabe der Pflegedienstleitung.
Weitere Tipps für die Zukunft:
- Entwickeln Sie Ihr eigenes Profil weiter und definieren Sie Ihr Versorgungsgebiet (neu) bzw. grenzen Sie sich ab.
- Bauen Sie neue Kooperationen mit Pflegediensten in Nachbarbereichen Ihres Versorgungsgebietes auf und bieten Sie Patientenanfragen aus diesen Regionen eine kostenfreie Vermittlung an.
- Überprüfen Sie regelmäßig die vorhandene Netto-Arbeitszeit Ihrer Mitarbeiter und gleichen Sie diese mit den vereinbarten Patientenversorgungszeiten ab.
- „Partieller Aufnahmestopp“ und zeitweise freie Kapazitäten werden zwei Realitäten Ihres Pflegedienstes werden.