Es ist Zeit – für eine qualitative Weiterentwicklung in der ambulanten Pflege. Ambulante Hilfen für Senioren neu gedacht:

Ambulante Seniorendienste 4.0: beraten – betreuen – pflegen – Hilfen im Quartier

Wie muss ein ambulanter Pflegedienst, eine Sozialstation in 5-10 Jahren aufgestellt sein, fragen sich Träger, die in die Zukunft blicken.
„Wir schaffen das doch jetzt schon fast nicht mehr, was sollen wir denn noch machen?“, klagen Pflegedienstleitungen und Pflegekräfte aufgrund der ständigen Nachfrage und Zunahme von Patienten.

Ich meine, es wird Zeit – für eine qualitative Weiterentwicklung in der ambulanten Hilfe für pflege- und hilfebedürftige Menschen und deren Angehörigen.

Um den Grund und die Ideen besser zu verstehen, hier ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit:

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Die ambulante häusliche Versorgung (ich nenne sie Generation 1.0) fand nachbarschaftlich/ ehrenamtlich bzw. später professionell durch Gemeindeschwestern statt, die autonom (und vereinzelt) in Gemeinden, heute würden wir vom Quartier sprechen, tätig waren.

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In den 1970 Jahren gaben einzelne Bundesländer Rahmenbedingungen für die häusliche Versorgung vor, die zur Zusammenfassung der Gemeindeschwestern in Organisationseinheiten als Pflege- oder Sozialstation führten. (Generation 2.0).

Da diese überwiegend von den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden betrieben wurde, seitens der Politik aber die Pflege (und andere soziale gesellschaftliche Felder) zwischenzeitlich als „Markt“ definiert wurde, entstanden Anfang der 1990er Jahre viele private Pflegedienste, die mit der Einführung der Pflegeversicherung eine entsprechende Basis erhielten.

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Seit dieser Zeit ist die Anzahl der Pflegedienste in Deutschland ständig gestiegen, es gibt aber gleichzeitige Tendenzen festzustellen:

Viele (private) Pflegedienste stagnieren seit Jahren auf einer Größe bis ca. 50 Patienten, obwohl aufgrund der demographischen Entwicklung die Anzahl der pflege- und hilfebedürf-tigen Senioren in unserer Gesellschaft von Jahr zu Jahr deutlich zunimmt.
Diese (zumeist inhabergeführten) Pflegedienste haben sich in den letzten Jahren häufig auch aus der Fläche auf einen Kernbereich zurückgezogen, der eine „ausreichende“ Versorgung ihrer Patienten ermöglicht. Wachstum (und Weiterentwicklung) ist wenig gewollt. „Es ist gut so, wie es ist. Und neue Pflegekräfte findet man ja auch kaum noch.“ Und bei vielen dieser Pflegedienste besteht die Frage, ob und wie sie weitergeführt werden, wenn der derzeitige Inhaber in den Ruhestand gehen möchte.

Eine Reihe von Pflegediensten haben inzwischen eine Filialstruktur aufgebaut, um Synergien zu nutzen und marktfähiger zu sein.

Große Träger haben die ambulante Pflege in Netzwerke eingebunden, um Senioren verschiedenste Hilfen „aus einer Hand“ anbieten zu können.

Bis heute unterscheiden sich die Pflegedienste daher nur in ihrer Größe und in ihrem Angebot an ergänzenden Hilfen. Letzteres wird häufig auch nur so gesehen. Ergänzend.

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Allen ambulanten Pflegediensten ist aber gemeinsam, dass sie aus der Pflege kommen und mit der Pflegedienstleitung als Gesamtleitung „pflegedominiert“ sind.
Was ist eigentlich die erste Frage des älteren Menschen oder seiner Angehörigen an uns?

„Können Sie mich verständlich beraten und mir helfen? Ich verstehe die vielen Broschüren und Informationszettel und all das nicht mehr.“
(Und bitte ohne den Zeitdruck einer PDL, und ohne sofort das Angebot oder den Pflegevertrag vorzulegen.)

Das nachstehende Modell von „ambulante Seniorendienste 4.0“ ist keine Frage der abgebildeten Struktur eines Dienstes, sondern die Frage des Wertes der einzelnen Bausteine und Hilfen.

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Wenn man aus Sicht der pflege- und hilfebedürftigen Senioren und deren Angehörigen denkt, dann steht als erstes die Frage nach umfassender (und auch wiederholt möglicher) Beratung an. Somit sollte eine qualitative Weiterentwicklung eines ambulanten Dienstes mit einem eigenen, qualitativ gut besetzten Beratungsteam beginnen.

Ebenso wird der Bereich der Betreuung und diverser Service-Leistungen in der nächsten Zeit deutlich zunehmen; also auch hier in gute Mitarbeiter/innen „investieren“ und diese Bereiche ausbauen.

Der Bereich, der aufgrund des Fachkräftemangels stagnieren wird, ist die bisher dominierende (und reglementierte) Pflege. Wenn dieser Bereich bisher ca. 90 % des Umsatzes eines ambulanten Pflegedienstes ausmachte, wird er zukünftig möglicherweise unter 50 % sinken.

Eine Koordinatorin im Quartier, die ehrenamtliche Angebote weiterentwickelt und Nachbarschaftshilfe fördert, wäre noch eine gute Ergänzung im neuen System. Hier könnten z.B. auch nachbarschaftliche neue Unterstützungen entstehen. Ggfls. kann dies sogar in Form eines Förderverein e.V. entwickelt werden.

Das besondere und auch der Unterschied zu den bisherigen Diensten:
Jeder Teilbereich hat einen eigenen „Wert“ und eine eigene „Bedeutung“. Weiterhin wird auf eine gute Qualifikation und permanente Schulung der Mitarbeiter besonders Wert gelegt.

Je nach Situation kann natürlich der Beratungs- und Servicebereich auch durch eine Koordinationskraft geleitet werden. Wichtig ist, dass jeder Bereich als eigenständiger Teildienst gesehen wird (der auch im Rechnungswesen und Controlling entsprechend so abgebildet wird).

Die Gesamtkonferenz der Leitungen/ Koordinatoren ist kein weiteres Gremium, das Zeit und Kosten bedeutet, sondern die verbindende Klammer, in der die Übergaben und gemeinsame Abstimmungen erfolgen.

Auf in die Zukunft. Haben wir Mut, bisherige Strukturen zu hinterfragen und uns nicht nur von der Belastung des Fachkräftemangels, sondern von den Hilfeanfragen der Senioren und deren Angehörige leiten zu lassen.

 

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