Beraten, betreuen, pflegen – und nicht putzen                                        

Wie geht es in den nächsten Jahren in der ambulanten Pflege weiter? Wie sollten ambulante Pflegedienste aufgestellt sein? Wagen wir Anfang 2020 einen Blick in die Zukunft.      

Mit Beginn der Pflegeversicherung gab es eine Initialzündung, so dass in den letzten 30 Jahren viele ambulante Pflegedienste neu gegründet wurden. Heute sind von den 14.050 ambulanten Pflegediensten in Deutschland rund 66 % inhabergeführt, 33 % von der Wohlfahrt betrieben und 1 % kommunale Pflegedienste. (Quelle: Pflegestatistik 2017)

Die ambulante Pflege, die in den 70er und 80er Jahren häufig Pflegeleistungen montags bis freitags durchgeführt hat, orientiere sich in den 90er Jahren aufgrund des verstärkten Wettbewerbs an den konkreten Wünschen der Kunden und Patienten. Neben der Versorgung der Patienten an 365 Tagen im Jahr, häufig zu deren Wunschpflegezeiten, wurden zusätzlich zur häuslichen Pflege und den Leistungen der Pflegeversicherung auch vorpflegerische Hilfen wie Essen auf Rädern, Hausnotruf etc. angeboten. In den letzten 10 Jahren kamen verstärkt noch „private Leistungsangebote“ hinzu.

Pflegedienste haben sich heute vielfach als „Pflege- und Betreuungsdienste“ weiterentwickelt und bieten eine Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten für Kranke- und Pflegebedürftige, aber auch deren Angehörige an.

Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach häuslicher Pflege und gleichzeitig zusätzlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Pflege und Betreuung hat dies auch dazu geführt, dass in den letzten 15 Jahren Pflegedienste häufig um über 100 % gewachsen sind bzw. Filialstrukturen aufgebaut haben.

Und wie geht es in Zukunft weiter? Einige Aspekte dazu:

(-) Es gibt heute und in Zukunft nicht genügend Pflege(fach)kräfte für die ambulante Pflege, um alle Anfragen versorgen und betreuen zu können. Partieller Aufnahmestopp ist heute eher die Regel als die Ausnahme.

(+) Viele Pflegedienste haben sich in der letzten Zeit weiterentwickelt und achten schon jetzt auf die notwendige Balance zwischen verfügbarer Netto-Arbeitszeit der Mitarbeiter und zugesagter Pflege- und Betreuungszeit bei Patienten. Sie akzeptieren ihre eigenen Grenzen und Möglichkeiten, sind verlässlich gegenüber ihren Mitarbeitern in der Dienstplanung und in Absprachenmit den Patienten.

(-) „Beratung“ wurde in der Vergangenheit „nebenher“ durchgeführt, da z.B. auch für die § 37.3 SGB XI Beratungseinsätze bis Ende 1998 keine angemessenen Vergütungen vereinbart waren. 

(+) Viele Pflegedienste entwickeln heute ein eigenes Beratungsteam bzw. schulen geeignete Pflegefachkräfte zu Pflegeberatern. Eine erfolgreiche Beratung nutzt die eigenen Ressourcen der Patienten, die vorhandenen Möglichkeiten SGB V und XI und Privatleistungen und einen effektiven Einsatz dieser Hilfsangebote. Eine Kennzahl für eine erfolgreiche Beratung ist übrigens der „Umsatz pro Patient pro Monat“.

(-) Seitens der Krankenkassen wird häufig auch dahingehend beraten, dass Reinigungsleistungen im Haushalt durch den Pflegedienst erbracht würden.

(+) Viele Pflegedienste grenzen sich von Reinigungsdiensten ab und erbringen nur haushaltsnahe Dienstleistungen bei Patienten, die gleichzeitig auch Pflege und/oder Betreuung benötigen und abfragen.

Die Entwicklung lässt sich auch folgend beschreiben: vom „Pflegedienst“ der Vergangenheit über den heutigen „Pflege- und Betreuungsdienst“ zum zukünftigen „Beratungs-, Betreuungs- und Pflegedienst“.

Weitere Tipps für die Zukunft:

  • Entwickeln Sie sich als attraktiver Arbeitgeber weiter und nutzen Sie ein generations- und lebensphasenorientiertes Personalmanagement im Unternehmen.
  • Stellen Sie jede geeignete Kraft ein, aber stellen Sie nicht Jeden ein. Die Betonung liegt auf „geeignet“, dies bedeutet, die Mitarbeiterin/ der Mitarbeiter muss zu Ihrem Pflegedienst passen und die unternehmerischen Ziele und Planungen mittragen wollen.
  • Entwickeln Sie Ihr eigenes Profil weiter und definieren Sie Ihr Leistungsangebot (neu) bzw. grenzen Sie sich ab. Ein Pflegedienst sollte keine reinen Putzleistungen für Patienten anbieten und durchführen.
  • Entwickeln Sie Ihre Beratungskompetenz und -angebote weiter, z.B. durch ein Beratungsteam oder qualifizierte Mitarbeiter.
  • Passen Sie Ihre Organisations- und Kommunikationsstrukturen an, besonders wenn Sie die letzten Jahre gewachsen sind, Betreuungsteams aufgebaut oder Filialen gegründet haben, um die Synergieeffekte aus den Weiterentwicklungen zu nutzen.