Damit ich nicht falsch verstanden werde: Natürlich sind die Kranken- und Pflegeversicherungsleistungen (bislang) Kern jedes ambulanten Pflegedienstes und Kernkompetenzen der Pflegefachkräfte. Diese machen bisher je nach Pflegedienst bis zu 80-90% des Umsatzes aus. Und je nach Unternehmensstrategie gibt es zusätzlich das eine oder andere ergänzende Angebot wie z.B. Hausnotruf oder Essen auf Rädern, entweder vermittelt oder selbst organisiert. Für den „Alltag“ einer Pflegedienstleitung und der Pflegefachkräfte bedeutet dies, das die Orientierung auf die Behandlungspflege und die Pflegeversicherungsleistungen dominiert; andere Angebote werden oftmals eher nebensächlich und nachrangig betrachtet.

Da diese beiden Leistungsfelder sich in Zukunft aber aufgrund der begrenzten Pflegefachkräfte trotz entsprechender Nachfrage nicht ausweiten können und daher begrenzt bleiben, werden sich die Tätigkeitsschwerpunkte von ambulanten Pflegediensten meines Erachtens verändern. Eine Chance und eine Notwendigkeit, dass sich ambulante Pflegedienste meines Erachtens in Zukunft anders aufstellen müssen.

Wenn die Kranken- und Pflegeversicherungsleistungen in der Vergangenheit 80 – 90 % des Umsatzes eines ambulanten Pflegedienstes ausgemacht haben, so wird sich dieser Bereich anteilig deutlich verringern und in Zukunft vielleicht nur noch die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Warum? Weil andere vorpflegerische und pflegeergänzende Tätigkeiten durch Betreuungskräfte aufgrund der zunehmenden Nachfrage stark wachsen werden.

Meines Erachtens sind drei Bereiche interessante Wachstumsfelder: Beratung, Betreuungs- und Privatzahlerleistungen

Gute Beratung sollte eine „Kernfeld“ für ambulante Dienste der Zukunft werden. Nicht nebenher, nicht zwischendurch, nicht mal eben. Und sie muss nicht nur von der Pflegedienstleitung erbracht werden. Wie ist die Realität heute? Mit wieviel Wertschätzung gegenüber den Pflegebedürftigen und Angehörigen, aber auch gegenüber den eigenen Leistungen und Mitarbeitern werden heute Informationen und Hilfsangebote kommuniziert und vermittelt?

Wie kann eine Veränderung erfolgen? Mein Vorschlag zur Vorgehensweise:

Beratung als eigenständiges Tätigkeitsfeld innerhalb des ambulanten Pflegedienstes definieren. Beratungsleistungen und –angebote beschreiben und daraus „Pakete“ schnüren. Klären, welche Beratung kostenfrei – und welche Beratungsleistungen kostenpflichtig sind. Festlegen, wer in Zukunft die Erst- und Folgeberatungen durchführt. (z.B. kann dies ein interessantes Arbeitsfeld für ältere, erfahrene Pflegefachkräfte werden, die körperlich anstrengende Pflege nicht mehr durchführen können).

Betreuungsleistungen sollten spätestens nach dem PSG 1 zum Angebot jedes ambulanten Dienstes gehören. Auch hier müssen Angebote und Leistungspakete definiert werden und verständlich und transparent für Patienten und Angehörige formuliert werden. Ein Beispiel: unter „mein schönes Zuhause“ könnte die Leistung „täglich Briefkasten leeren, Briefe mit zur Post nehmen, Zeitung mit in die Wohnung bringen“ definiert werden und mit einer Monatspauschale hinterlegt werden. Da dieses Tätigkeitsfeld deutlich zunimmt und weiteres Personalbenötigt, sollte Innerorganisatorisch für dieses Wachstumsfeld auch geklärt werden, wer für das wachsende Team der Betreuungskräfte verantwortlich ist.

Privatzahlerleistungen sind die Chance, Quartiers- und marktorientiert Angebote und Leistungen zu entwickeln, die vielleicht schon in Einzelfällen angefragt, aber bisher nicht geleistet werden konnten, weil dafür noch keine inhaltliche Beschreibung und kein Preis kalkuliert wurde. Privatzahlerleistungen – daher auch dieser Begriff – ermöglicht dem Pflegedienst eine freie Kalkulation seines inhaltlichen Angebotes und eines eigen festgelegten Preises dafür.  Auch hier müssen Angebote und Leistungspakete definiert werden und verständlich und transparent für Patienten und Angehörige formuliert werden. Auch hier ein Beispiel: ein „Abhol- und Bringeservice“ mit einem seniorengerechten KFZ.
Größere ambulante Dienste könnten auch hier überlegen, ob sie für ein bestimmtes Klientel oder eine Zielgruppe mit bestimmten Erwartungen auch ein besonderes Service-Team mit geeigneten Mitarbeitern aufstellen.

 

Inzwischen haben eine Reihe von ambulanten Pflegediensten entsprechende Beratungshilfen und Leistungsangebote definiert und veröffentlicht. Im Rahmen dieser Transparenz und Angebote unterscheiden sie sich somit positiv von anderen Pflegediensten.

 

Peter Wawrik

Pflege Consulting Hellweg